Pressebericht vom 4.9.2019
„Inntalhilfe“ gibt Vollgas
Ferienbetreuung „Plan B“ für Eltern von Kindern mit Handicap
von Karin Sönmez
Raubling – Ferienzeit – die schönste Zeit. Doch wohin mit den Kindern, während Papa und Mama arbeiten müssen? Diese Problematik betrifft die meisten Eltern – jedenfalls die mit jüngeren Kindern. Die wenigen Urlaubstage müssen so verteilt werden, dass die Betreuung der Kinder gewährleistet ist, und – im Idealfall – noch ein paar gemeinsame Ferientage herausspringen. Irgendwie versucht man, sich über die Runden zu helfen mit Großeltern, Nachbarn und Freunden. Ganz anders aber sieht die Sache aus, wenn Kinder eine besondere Betreuung benötigen. Gerade bei Kindern mit Handicap gibt es oft für die Betreuung keinen „Plan B“.
Betreuung für Kinder mit Handicap
An dieser Stelle kommen der Verein „Inntalhilfe“ und die Gemeinde Raubling ins Spiel. Herbert John aus Raubling – selbst Rollstuhlfahrer – sieht sofort, wo er anpacken muss, als sein Nachbar Thomas Stingl ihm von der Gründung des Pflegedienstes TnT berichtet. Neben Beratung und Begleitung bietet TnT auch Kurzzeitpflege für Kinder mit Handicap. Viele Eltern hätten ihn schon wegen einer Ferienbetreuung angesprochen, erzählt Stingl. Um so etwas anzubieten, fehle es jedoch an Geld und vor allem an Räumen.
Der engagierte Rechtsanwalt John, der sich als Gemeinderat und Vorsitzender des Sportvereins ein tragfähiges Netzwerk aufgebaut hat, setzt alle Räder in Bewegung. Mit Bürgermeister Olaf Kalsperger gelingt es, eine Unterbringung in der Michael-Ende-Schule zu organisieren. In Kooperation mit dem Kindergarten Raupennest ist sogar ein Spielplatz vorhanden.
Hier werden in den Sommerferien täglich 25 Kinder und Jugendliche mit den verschiedensten Behinderungen professionell betreut. Aus dem gesamten Inntal bis in den Münchner Raum kommen die jungen Leute nach Raubling.
Die Motivation sind die Kinder
Um eine nachhaltige Unterstützung für die Unterbringung und Betreuung der Minderjährigen zu gewährleisten gründet John 2016 den Förderverein „Inntalhilfe“ Die Motivation, sich so dafür einzusetzen, nimmt John aus Erlebnissen mit den Kindern: „Einmal habe ich einen Besuch in der Tagesbetreuung gemacht. Ein autistisches Kind war so schüchtern, dass es mich nicht anschauen wollte. Als es jedoch kurz darauf im Sandkasten saß, lebte es total auf und hat mir jede Menge Geschichten erzählt! – Die Kinder bekommen durch die liebevolle und professionelle Betreuung oft einen positiven Schub.“
Er erzählt auch von den Hürden, die man zu überwinden hat, wenn man so ein Projekt angeht: „Einen gemeinnützigen Verein zu gründen ist bei dem ganzen Amtsdeutsch und Paragrafenwust schon eine richtige Nummer. Doch wir haben das gestemmt, und der Verein wächst erfreulich schnell“ berichtet der 64-Jährige zufrieden schmunzelnd, „schließlich tun wir auch einiges dafür, ihn in der Gemeinde bekannt zu machen.“ Ein Benefizschafkopfen wurde ausgetragen und ein integrativer Theatertag zusammen mit dem Kindergarten Raupennest und dem mobilen Theater ‚Theakrino‘ veranstaltet. Auch die Kinderbetreuung beim Fuiznpunsch in Nicklheim ist sehr gut angekommen.
Im Beiwagen zum Eis essen geflitzt
Das – vor allem für die Kinder – coolste Event war aber wohl: das Beiwagen fahren. Motorradfahrer aus ganz Deutschland kamen mit ihren Motorrädern mit Beiwagen, luden die Kinder ein und fuhren mit ihnen nach Kolbermoor zum Eisessen (wir berichteten). Da war so richtig Leben in der Bude und die Begeisterung kannte keine Grenzen.
Gesucht: Räume für Übernachtungen
Jetzt fehlt nur noch eines zum kompletten Glück für die Kinder: Passende Räume, in denen der Verein auch eine Nachtunterbringung anbieten kann und gleichzeitig nicht mehr in der Schule ein Hindernis für Renovierungsarbeiten ist. Wer von so einem Haus oder eventuell auch einem Grundstück weiß, darf sich gerne melden. Kontaktdaten, Mitgliedsformular ebenso wie ein Spendenkonto und weitere Infos findet man auf der Website www.inntalhilfe.de.